GESCHICHTLICHES
Durch seine einzigartige Lage zieht Straden zu jeder Jahreszeit Besucher aus nah und fern an, die gerne in Kurzform etwas über die Geschichte dieses Ortes erfahren wollen.
Dem soll in den folgenden Zeilen Rechnung getragen werden: Vor Jahrmillionen erstreckte sich über die gesamte Oststeiermark ein Meer, das – vom Ozean abgeschnitten – sich langsam zurückzog und in einen flachen See verwandelte. Mächtige Flüsse lagerten Schottermaterial ab und formten die heutige Landschaft. Durch Kalkeinlagerung entstand im Erdzeitalter des Sarmat vor 12 Millionen Jahren der Untergrund für den Stradener Kirchberg. Im Gegensatz dazu ist der Stradener Kogel im Nordosten von Straden ein ehemaliger Vulkan. Der Fund eines Steinbeiles in Hart bei Straden weist bereits auf menschliche Besiedlung im 3. Jahrtausend v.Chr. hin. Ca. 1250-800 v. Chr. befand sich anstelle des heutigen Straden eine urnenfelderzeitliche Höhensiedlung, die gewaltsam zugrunde ging. Provinzialrömische Grabhügel aus dem 1./2. Jahrhundert n. Chr. in der Umgebung von Straden (z.B. Schwabau, Marktl, Hof) legen Zeugnis ab von der relativ dichten Besiedelung des Stradener Raumes nach der Eroberung des keltischen Königreiches Norikum durch die Römer (15 v.Chr.).
Mit der beginnenden Völkerwanderung und den damit verbundenen kriegerischen Ereignissen kam es zu einem großen Bevölkerungsrückgang. Aus einstiger Kulturlandschaft wurde wieder Naturlandschaft mit Wäldern, Sümpfen und Ödland. Um das Jahr 500 wanderten Slawen in große Teile der heutigen Steiermark ein. Mit dem Sieg über die Ungarn 955 und der Festlegung der steirisch-ungarischen Grenze an der Lafnitz 1043 begann die neuerliche Besiedlung der bis 1180 zum Herzogtum Bayern gehörenden Südoststeiermark durch bayrische Bevölkerung.
Vom ersten Kirchenbau aus dem 11./12. Jahrhundert dürften jene Flechtwerksteine stammen, die beim Einbau der Kirchenheizung im Pfarrhof gefunden wurden und jetzt in der Sebastianikirche zu bewundern sind. Damals befand sich am Berg zur Sicherung der fortschreitenden Kolonisierung eine Burg, nach der sich auch eine adelige Familie „de Merin“ nannte.
Als erster Pfarrer von Straden wird „Henricus de Merin“ 1188 in einer Urkunde des Salzburger Erzbischofs genannt. Zur Urpfarre Straden mit dem Patrozinium der hl. Maria gehörten damals auch noch die späteren Pfarren Gnas, Trautmannsdorf, Klöch und Halbenrain. 1265 wurde das Dorf Marktl als zur Burg Merin gehörender Markt als „forum Merein“ erstmals urkundlich erwähnt.
Durch die ständigen Bedrohungen aus dem Osten konnten sich Handel und Gewerbe nicht richtig entfalten. Von 37 Hofstätten des Jahres 1265 waren 1445 nur mehr zwölf übrig. Dennoch war Marktl bis 1848 Sitz des Landgerichtes „am Straden“ (auch Landgericht Stein). In dem nahe Straden gelegenen Ort Hof lag einst der zur Versorgung der Burg notwendige Meierhof, der 1380 als „hoff ze Merein“ belegt ist. Mit Ausnahme des Ortes Straden ist die Umgebung bis heute von der Landwirtschaft geprägt.
Erst im 15. Jahrhundert wurde für Merin (später Merein, Marein, Sankt Marein, Sankt Marein am Straden) der Name Straden üblich. Der Volksmund verbindet diese Namensänderung noch heute mit der Sage von der Entstehung der Marienkirche: Aus Dank wollte ein Graf eine Kirche errichten und ließ am Stradnerkogel ein Marienbild aufstellen. Dreimal jedoch verschwand das Bild und wurde am Standort der jetzigen Kirche wieder gefunden, wo man endlich die Kirche errichtete.
Um 1460 zerstörte ein Brand die älteste Kirchenanlage von Straden. Wenige Jahre später beabsichtigte Kaiser Friedrich III. die Pfarre Straden dem neugegründeten St. Georgs-Ritterorden als Ausstattungsgut zu übergeben. Dagegen konnte sich allerdings der Seckauer Bischof, dem seit 1339/1340 die Einkünfte aus der Pfarre Straden zustanden, erfolgreich zur Wehr setzen.
Zwischen 1480 und 1525 erfolgte der Neubau der Pfarrkirche im gotischen Stil. Aus dieser Zeit stammt die „Himmelsbergerin“, eine Statue Maria mit dem Kind. Mit der Gründung der Sebastianibruderschaft 1517 dürfte der Bau bzw. Umbau der südlich der Pfarrkirche gelegenen Doppelkirche St. Sebastian/Schmerzhafte Muttergottes zusammenhängen, die bis ins 17. Jahrhundert als Karner Verwendung fand. Gleichzeitig wurde mit der Errichtung einer ca. 10 m hohen Wehrmauer Straden zum Tabor ausgebaut, der der Bevölkerung bei Feindeinfällen Schutz bieten sollte. 1605 setzten sich die Stradener erfolgreich gegen die Hajducken zur Wehr.
Straden als Mittelpunkt eines ausgedehnten Pfarrgebietes hatte eine bedeutende Stellung als Marktort inne. Seit 1527 ist eine Pfarrschule eingerichtet. Ab dem 17. Jahrhundert ist die Wallfahrt zur „Maria am Himmelsberg“ nachweisbar, die ebenso wie die steigende Pfarrbevölkerung den Bau der Florianikirche am sogenannten „Pur – oder Buchberg“ notwendig machte. Der südoststeirische Grenzraum hatte besonders schwer unter den Einfällen der Kuruzzen (ungarische Aufständische) von 1704-1706 zu leiden.
1714 starb in Straden der Wanderprediger Johann Anton von Lucca und wurde in der Pfarrkirche begraben. Seit dem 18. Jahrhundert sind in Straden Ärzte ansässig. Mit der Bauernbefreiung von 1848 wurden die Grundherrschaften aufgehoben und politische Gemeinden geschaffen, die deren Aufgaben übernehmen mussten. Seit 1851 gibt es ein Postamt, seit 1870 einen Gendarmerieposten in Straden. Zu den ältesten noch bestehenden Vereinen gehören die Freiwillige Feuerwehr Straden, der Militär-Veteranenverein (Kameradschaftsbund) und der Musikverein. Von 1886 bis 1938 gab es in Straden ein Kloster und eine Privat- Mädchenvolksschule der Schulschwestern aus Graz-Eggenberg.
Zu Ende des Ersten Weltkrieges 1918/1919 kam Straden durch die Gründung des Untersteirischen Bauernkommandos unter dem Stradener Arzt Dr. Brodmann im Kampf um die Festlegung der künftigen Grenzen zwischen der Republik Österreich und dem SHS-Staat (ab 1929 Jugoslawien) besondere Bedeutung zu. Beim NS-Putsch im Juli 1934 wurde der Stradener Arzt Dr. Hans Tita Propst erschossen. In den letzten Kriegstagen 1945 wurde Straden als unmittelbares Frontgebiet schwer in Mitleidenschaft gezogen. Straden mit dem zerstörten Kirchturm und den zerschossenen Häusern bot einen trostlosen Anblick. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt dominierte ein ungeheurer Aufbauwille. Der Hauptschulbau 1949, der Ankauf eines Amtshauses 1952 und der Bau der Wasserleitung 1955-1958 waren die ersten Großprojekte nach Kriegsende.
1968 entstand die Großgemeinde Straden aus den Katastralgemeinden Hart, Kronnersdorf, Marktl, Nägelsdorf, Schwabau, Straden, Waasen und Wieden-Klausen. Die Verleihung eines Gemeindewappens 1972 und die Markterhebung 1973 waren die politische Honorierung der geschichtlichen Position von Straden.
Straden ist bekannt für seine 3 K’s:
Kirchen: vier Kirchen und drei Kirchtürme als einzigartiges Ensemble
Kultur: reges Kulturgeschehen, Kabarett, Kleinkunst, Straßenspektakel
Kulinarik: Genießen mit allen Sinnen in vielen Qualitätsbetrieben